Der Olympiareiter Uwe Plank wird 79
Kindheit und Jugend – das erste Pferd und der erste Sieg
Die Pferde bestimmten sein Leben schon in der Kindheit. Geboren am 16.Dezember 1939 in Thielbeer bei Arendsee (Altmark), wuchs er auf einem Bauernhof heran, auf dem es natürlich auch Pferde gab, die der kleine Uwe von Anfang an in sein Herz geschlossen hatte. Sein Vater Willi hatte auf dem Hof schwere Kaltblüter. Er war auch sein erster Trainer, der ihn in der Dressur und im Springen bis zur Klasse L ausbildete und sich dann nicht nur über die nationale sondern auch die internationale Karriere seines Sohnes bis hin zur Teilnahme an Olympischen Spielen freuen konnte.
Uwe Planks erstes Pferd hieß Prinz und war ein schwerer Oldenburger. Mit siebzehn Jahren startete er mit ihm auf seinem ersten Turnier in Arendsee und siegte auf Anhieb. Das war im Jahre 1956. Von da an ließen ihn die Pferde nicht mehr los.
Der Sprung an die Spitze – Aufnahme im Sportclub Dynamo Hoppegarten
In erster Linie war es die Dressur, die Uwe Plank faszinierte und in der er immer erfolgreicher wurde. Damals gab es keine Reitvereine und auch keine Sportförderung, wie wir sie heute kennen. Um sportlich voranzukommen, bewarb er sich deshalb als Dressurreiter beim ASK, dem Armeesportclub der DDR, der den Reitsport förderte. Er gehörte dann auch zu den Reitern, die ausgewählt wurden. Allerdings hatte die Sache einen Haken. Zunächst sollte er ein Jahr als Pferdepfleger arbeiten und dann seine sportliche Karriere fortsetzen. Das wollte er natürlich nicht und trainierte weiter bei seinem Vater.
Den entscheidenden Schritt in seiner sportlichen Karriere beschreibt Uwe selbst so:
„Auf einem größeren Turnier, wo ich mich als einziger Zivilreiter zwischen den uniformierten Clubreitern platzieren konnte, hat mich Dynamo-Trainer Hans Huth gefragt, ob ich Interesse hätte, beim Sportclub Dynamo Hoppegarten zu reiten.“
Dieses Angebot nahm er natürlich an, denn das war für ihn wie ein Hauptgewinn im Lotto. Ab 1961 trainierte Uwe Plank dann beim Sportclub und startete bei nationalen und internationalen Turnieren in der Military und in Einzelprüfungen in der Dressur und im Springen bis Klasse S.
„Ohne die richtigen Pferde geht gar nichts.“
Auf seinem sportlichen Weg hat Uwe Plank sehr viele Pferde ausgebildet, geritten und war mit ihnen in nationalen und internationalen Prüfungen und Championaten hocherfolgreich. Darunter waren natürlich einige, an die er sich noch heute sehr gern erinnert und manchmal regelrecht ins Schwärmen gerät, was für den stillen, bescheidenen und eher wortkargen Reiter aus Leidenschaft durchaus ungewöhnlich ist. Wenn er zum Beispiel über die Stute Spekulantin xx spricht, strahlt er noch heute und seine Augen leuchten vor Begeisterung:
„Spekulantin xx war das beste Hindernisrennpfed der DDR. Sie wurde für viel Geld gekauft und ging unter dem Sattel vieler namhafter Reiter. Da ihre Leistung aber nicht in vollem Maße abgerufen wurde durfte ich das Pferd dann reiten. Ich tat das widerwillig, weil ich ahnte, dass ich sie wohl nicht behalten würde.
Die Stute hat sich sagenhaft entwickelt, was sich dann auch 1965 beim Turnier in Neustadt/Dosse zeigte. Bei unserer ersten S-Military belegten wir den 4. Platz. Danach ging sie wieder unter einer Reihe anderer Reiter, die aber mit ihr nicht erfolgreich waren. Das war mein Glück, denn nun kam sie wieder in meinen Beritt. 1966 bin ich mit ihr in allen Disziplinen von Sieg zu Sieg geritten. Dadurch kam ich in die erste Mannschaft. Leider musste die Stute, mit der ich einen Start in Mexiko erhoffte, wegen einer schweren Verletzung aus dem Sport genommen werden.“ Das bedauert Uwe Plank noch heute.
Mit Kranich xx zu den Olympischen Spielen in Mexiko
Besonders viele Erinnerungen verbindet Uwe Plank mit Kranich xx, den er zu seinem Erfolgspferd machte. Er war ein reiner Vollblüter, der von dem französischen Hengst Aquino abstammte.
Der Reiter sagt heute, dass dieses Pferd, als er es bekam, auf einem schlechten Niveau gewesen sei und sehr viel Einfühlungsvermögen und harte Trainingsarbeit notwendig gewesen seien, um es weiterzuentwickeln. Aber all das habe sich mehr als gelohnt:
„Kranich xx ebnete mir mit seinen sagenhaften Leistungen den Weg zu den Olympischen Spielen.“
Und was macht Uwe Plank heute?
„Ich bin zwar Rentner, aber ich merke nichts davon.“ antwortet Uwe auf die Frage, wie er denn seinen Ruhestand genießen würde.
Das kann man auch seinem Tagesablauf entnehmen. Um 06.30 Uhr geht es in den Stall. Dann wird gefüttert und die Boxen werden gemistet. Danach frühstückt er mit seiner Lebensgefährtin Petra Issig, und dann wird geritten. Meist sind es zwei Pferde, die pro Tag im Beritt hat. Natürlich kümmert er sich auch nach wie vor selbst um die Koppeln, fährt Wasser und putzt seine Pferde. Er kümmert sich natürlich auch selbst um seinen Pferdenachwuchs. Auf mehrere Staatsprämienstuten und auf Pferde, die im großen Sport gehen, verweist Uwe Plank mit Stolz. So erzählt er, dass die Stute Calida (Evita x Calado) im Stall von Leopold van Asten in den Niederlanden steht.
Eine Mittagspause gönnt er sich jeden Tag. Aber danach geht es wieder zu den Pferden. Wenn man bedenkt, dass Uwe am 16.Dezember seinen 79. Geburtstag feiern wird, scheint die folgende Frage, die ich ihm kürzlich in einem Gespräch stellte, durchaus ihre Berechtigung zu haben: „Kannst du dir vorstellen, mit dem Reiten aufzuhören?“ Seine Antwort verblüfft nicht wirklich:
„Eigentlich nicht, vielleicht nur dann, wenn mir irgendwann die Pferde oder die Unterstützung fehlen würden.“
Dem ist wohl nichts mehr hinzuzufügen. Oder vielleicht das:
„Ein Leben ohne Pferde ist möglich, aber sinnlos.“
Auszug aus der Erfolgsbilanz
Military Klasse S
DDR-Meisterschaften 1966 III.Platz mit Spekulantin xx
DDR-Meisterschaften 1967 II.Platz mit Kranich xx
DDR-Meisterschaften 1968 II.Platz mit Kranich xx
DDR-Meisterschaften 1970 I.Platz mit Kranich xx
DDR-Meisterschaften 1972 I.Platz mit Kranich xx
Internationale Erfolge
CCI Hoppegarten 1966 III.Platz mit Spekulantin xx
CHIO Leipzig 1966 III.Platz mit Spekulantin xx (Zeitspringen Klasse S)
Weimar 1966 II.Platz mit Spekulantin xx (Barrierenspringen 1,80m)
CCI Hoppegarten 1967 II.Platz mit Kranich xx , I.Platz Mannschaft
CCI Hoppegarten 1967 IV.Platz mit Rhythmus
Potsdam 1968 V.Platz mit Matinka xx
CCI Hoppegarten 1968 II.Platz mit Kranich xx, I.Platz Mannschaft
CCI Hoppegarten 1968 VI.Platz mit Rhythmus
CCI Albertovec, CSSR 1967 VI.Platz mit Kranich xx, I.Platz Mannschaft
CCI Albertovec, CSSR 1970 I.Platz mit Kranich xx, I.Platz Mannschaft
CCI Albertovec, CSSR 1970 I.Platz mit Mondfahrer xx (Klasse L)
CCI Kadini, Polen 1970 IV.Platz mit Kranich xx
CCI Bialy Bor, Polen 1972 II.Platz mit Kranich xx
Europameisterschaft , Frankreich
1969 XII.Platz mit Kranich xx (zweitbestes gesamtdeutsches Ergebnis)
Olympische Spiele Mexiko
1968 XXVII.Platz mit Kranich xx
Olympische Spiele München
1972 Ersatzreiter (Pferd verletzt)
Natürlich gehört auch das Deutsche Reiterabzeichen in Gold zu den Auszeichnungen, die Uwe Plank auf Grund seiner sportlichen Erfolge verliehen wurden.
Fotos: Thomas Reiner, Privatarchiv Uwe Plank, Margot Kornhaas
"Ein Leben ohne Pferde ist möglich, aber sinnlos." (Uwe Plank)
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